Wegbeschreibung und Bilder bis Camarzana de Tera
Wegbeschreibung und Bilder ab Camarzana de Tera
Conrad ist Frühaufsteher und rumort schon um 6 Uhr. Doch dann schliesst er rücksichtsvoll die Tür zum Schlafsaal. Nachdem ich mich auch aus dem warmen Schlafsack gerappelt habe, treffe ich ihn korrekt angezogen, frisch rasiert und stilvoll frühstückend. Da er mit seinen Siebensachen etwas länger hat, ziehe ich schon los. Wunderschöner, aber kalter Morgen. Wie immer begrüsse ich Venus. Dann geht es auf den Pass zu. Geniesse die Stille und freue mich auf einen Halt in Bercianos. Habe so eine Bar wie mit Jesús im Kopf und sehe sein Bocadillo vor mir. Doch natürlich gibt es diese Bar nicht ein zweites Mal. Bercianos ist ein Kaff, wie ausgestorben bis auf einen Mann und eine Frau, die in einem Hauseingang stehen und einen kleinen Hund haben. Putter zieht es zu ihm hin und wahrscheinlich durch die negativen Erfahrungen mit andern kleinen Kläffern, packt er ihn gleich am Genick und schüttelt ihn gehörig durch. Schreiend und tretend versuche ich ihn zum Loslassen zu bewegen und der Mann schlägt mit einer Peitsche auf Putter ein. Da endlich lässt er los. Der Kleine lebt zum Glück noch und Putter ist unbeschädigt. Nachher tun mir meine Tritte leid. Was mischen wir uns auch in Hundeangelegenheiten ein?
Später treffen wir auf einem Feld ein wildes Hunderudel, das grosse Anziehung auf Putter ausübt. Er lässt sein Ich-möchte-gern-Winseln hören. Und einen kurzen Moment überlege ich, ihm Leine und Halsband abzunehmen, damit er wählen kann. Doch ich tu es dann doch nicht. Egoistisch möchte ich noch eine Weile seine Begleitung. Vom Bier, das ich in Bercianos getrunken habe, fühle ich mich halb beschwipst und laufe wie in Trance weiter, etwas belämmert. Braucht halt doch ein Bocadillo zum Bier.
Jetzt mache ich Siesta in der Bar La Rista in Santa Croya de Tera und stärke mich für den Weg nach Camarzana mit Suppe, Tomatensalat und Tortilla.
Nach einer wunderschönen Verdauungswanderung dem Rio Tera entlang verliere ich den Camino beim Kieswerk von Camarzana aus den Augen. Ich drehe eine Runde darum herum und komme so von der anderen Seite ins Dorf. In der ersten Libreria frage ich nach der Albergue. Es hat keine und die günstige Pension ist auch geschlossen. Um eine bessere Orientierung zu haben, will ich noch eine Karte kaufen. Aber die gibt es hier nicht. Dann versuche ich es mit dem Organisieren eines Taxis nach Calzadilla, wo es eine Albergue geben soll. Dafür erhalte ich eine brauchbare Auskunft und sitze schon bald in einem Kleinbus dank Putter. Direkt vor der Albergue werde ich ausgeladen und dort gleich freundlich von einem älteren Herrn empfangen. Die Albergue ist auch der Treffpunkt der Jubilados und Pensionistas des Dorfes. Ganz neu, sauber und grosszügig. Nach dem Duschen mache ich noch einen Einkaufstrip in den Dorfladen, der extra für mich geöffnet wird. Für die Albergue spende ich 4 Rollen WC-Papier. Auch Conrad ist eingetroffen. Er ist alles der Landstrasse entlang gelaufen. In der Bar des Ortes organisiere ich Essen für 8 Uhr: Sopa, Salada, Ternera und wie immer guten Wein, bei dem wir uns über Botswana unterhalten. 25 Jahre Afrika.