Wegbeschreibung und Bilder bis Granja de Moruela
Wegbeschreibung und Bilder ab Granja de Moruela
In der Nacht in meinem Luxusbett kommt mir noch eine Luxusidee. Warum nicht ein Taxi nach Montamarta nehmen und dafür etwas länger im Bett liegen? Danach schlafe ich wieder ruhig weiter. Am Morgen nehme ich es dann gemütlich, frühstücke ausgiebig und bestelle das Taxi. Putter muss in den Kofferraum. In Montamarta muss ich mich erst wieder an den Rucksack und das Laufen gewöhnen. Ein Tag Luxusleben und schon ist der Rhythmus weg. Doch ich komme wieder rein und der Tag verschönert sich immer mehr, der Himmel voller Cumulus-Wölkchen und dazwischen scheint die Sonne immer öfter durch. Ein richtig schöner Wandertag durch die Weite der Tierra del Pan.
In Granja steuere ich die Bar La Esquina an, wo ich erstmal ein Bier trinke und dann nach der Albergue frage. Relativ unfreundlich erhalte ich den Schlüssel und die Information, wo sich die Albergue befindet. Ich öffne die Tür, die schon einen ziemlich schäbigen Eindruck macht. Der Rest veranlasst mich erstmal draussen an die Sonne zu sitzen und die Lage zu überdenken. Muss ich jedes Loch akzeptieren? Nein. Zudem fühle ich mich noch stark genug und so entscheide ich mich mit allen Konsequenzen weiterzugehen. Schlüssel zurück und Adios Granja!
Hier erfolgt eine grosse Richtungsänderung. Es geht nicht mehr gerade nach Norden, sondern ab jetzt nach Nordwesten. Es ist 16 Uhr und Tábara, wo es eine neue Albergue mit heissem Wasser hat, ist 27km entfernt. Also entweder ein Gewaltsmarsch bis in alle Nacht hinein oder wieder mal draussen schlafen. Mal sehen, wie weit die Kräfte reichen. 4 Velofahrer überholen mich kurz vor dem Rio Esla. Dann erreiche ich ihn. Wunderschöner Fluss mit ebenso schöner Bogenbrücke. Danach geht es auf einem Trampelpfad ans Flussufer. Vielleicht hier schlafen? Ich schau mich mal nach Plätzen um und mache noch eine längere Rast. Mit Putter teile ich Wurst und Käse. Doch dann kommen Fischer vorbei und ich beschliesse, noch weiter zu gehen. Nach dem langen Tag folgt jetzt noch eine Kletterpartie über Felsen auf eine Anhöhe, von wo ich mit wunderbarem Blick über den Fluss und sein Tal belohnt werde. Die Sonne ist am Untergehen und scheint mir voll ins Gesicht. Geblendet verpasse ich so einen gelben Pfeil bei einer Abzweigung und verliere zum erstenmal den Camino. Nach einiger Sucherei und Rückkehr zum letzten Pfeil finde ich den Weg dann wieder. Die Chance Tábara heute noch zu erreichen ist damit vertan und es bleibt mir nur einen guten Schlafplatz zu finden.
Auf einer Anhöhe mit Rundumsicht und doch versteckt hinter Büschen lasse ich mich nieder und richte mich für die Nacht ein, die ziemlich kalt zu werden verspricht. Ziehe alles mögliche an und kuschle mich dann in meinen Schlafsack. Beobachte wie es Nacht wird und ein Stern nach dem anderen erscheint. Der Boden wird dabei immer härter und Kälte schleicht sich an. Immer wieder reibe ich meinen Körper, um ein bisschen Wärme zu erzeugen. Die Füsse spüre ich schon kaum mehr. Weiss nicht, ob ich irgendwann ein Auge zugetan habe. Noch nie habe ich den Sonnenaufgang so herbeigesehnt.