Montag, 11. Oktober 2004

Tag 25, In Zamora

Wegbeschreibung und Bilder

Wieder mal ein Stadttag und diesmal möchte ich die Kathedrale auch von innen sehen. Doch erstmal muss ich mich überwinden, das wunderbar bequeme und warme Bett zu verlassen. Etwas später als 8 Uhr komme ich als letzte zu meinen Pilgerkumpels (Jordi, Jesús, Andrea und neu auch noch Gerard aus der Bretagne) zum Frühstück mit Croissant und Kaffee und sogar ein bisschen Corn Flakes. Dafür breche ich heute sogar meinen Nestlé-Boykott. Andrea fährt nach Hause und Jordi und Gerard wandern weiter. Jesús fährt erst heute abend heim und will sich die Stadt ansehen, da er noch nie in Zamora war. Er lädt mich zur Besichtigungstour ein und ich bin froh einen so kundigen und heiteren Führer zu haben. Nach einer Runde mit Putter ziehen wir los. Erstmal zur Kathedrale, die eine ganz besondere Kuppel hat mit 16 Schnitzen. Auf dem Weg dahin kommen wir noch am Haus von El Cid vorbei und Jesús erzählt mir seine Geschichte. Immer wieder halten wir an und Jesús erklärt mir die Symbolik der Wappen. Er hat mal einen Kurs in Heraldik belegt. El leon rampante und el leon passante kann ich jetzt auch schon unterscheiden. Die Gassen sind noch angenehm leer. Erst später erscheinen Touristengruppen mit ihren Führern, denen wir ab und zu ein wenig zuhören. Worauf mir dann Jesús alles noch detaillierter ausführt. Die Kathedrale selber haut mich fast um im Inneren mit all ihrem Protz. Geballte, einschüchternde Macht. Auf mich wirkt alles etwas düster und geheimnisvoll. Nach der Kathedrale habe ich genug Geschichte und Kultur für einige Zeit und wir widmen uns den weltlichen Genüssen, in denen sich Jesús auch bestens auskennt. Am Plaza Mayor landen wir wieder in der gleichen Cerveceria wie gestern. Un vinito e algumas tapitas sind jetzt fällig. Da es draussen zu regnen angefangen hat, werden aus einem Glas Wein bald 3 und mit den Tapas kommen wir auch gut voran. Zuerst ein Stück Tortilla, dann pikant gewürzte Empanadillas. Und die Croquetas sollte ich natürlich auch mal versucht haben. Und dann noch etwas "muy tipico" von Zamora. Der Kellner empfiehlt Morcila, eine schwarze Wurst mit Zwiebeln, die in einer dicken Scheibe abgeschnitten und dann gebraten wird. Serviert auf einem Stückchen Baguette. Welche Leckerei! Und dann die Frage, ob ich Callos kenne. Nein, natürlich nicht. Also wird auch das noch bestellt. Und was kommt? Kutteln in einer würzigen Sauce. Ich probiere ein bisschen und sie schmecken gar nicht schlecht. Tunke aber dann doch lieber nur mein Brot in die würzige Sauce. Ja, und dann gibt es noch einen Queso muy tipico, eingelegt in Olivenöl. Ein wunderbarer Abschluss mit dem letzten Schluck Wein, einem Toro, der aus Tempranillo-Trauben ist und herrlich nach Brombeeren schmeckt. Der Regen ist vorbei, der Hunger gestillt, Zeit für Siesta. Wir drehen noch eine Runde mit Putter und dann nehmen wir Abschied. Jesús schenkt mir noch seine Handschuhe und sein Halstuch und was aus seiner High-Tech-Sammlung. Ich revanchiere mich mit einem Gottesöhrchen von der Praia da Luz. Bis 17 Uhr leg ich mich dann auf's Ohr. Dann geht es auf Einkauf- und Internetbummel. Finde für 20 Euro ein Wollleibchen und nach langer Suche auch einen Cybershop. Meine emails an Joe und Teresa sind mit Fatal error zurückgekommen. Wie schade! Ich schreibe trotzdem nochmals. Mami schreibt auch wieder. Vielleicht fliegt sie noch nach Santiago. Die Stunde ist schnell rum und wenn ich an Putter denke, der sicher auch wieder Hunger hat, komme ich ein bisschen in Stress. Noch Früchte und Proviant kaufen, Putter füttern, was essen, packen, schreiben, mit Putter nochmal spazieren und es ist schon wieder 20 Uhr und dunkel. Dann noch die Etappenbeschreibung von morgen studieren. Langeweile kommt da nie auf.