Samstag, 2. Oktober 2004

Tag 16, Von Casar de Cáceres nach Cañaveral

Wegbeschreibung und Bilder bis Embalse de Alcántara
Wegbeschreibung und Bilder ab Embalse de Alcántara

Morgens wieder das gleiche Ritual wie gestern. Esse noch ein paar Trauben bevor ich als erste loswandere. Der Weg ist einfach zu finden und leicht zu beschreiten. Ein alter Mann, der auf einem Eselwagen Stroh zu seinen Tieren auf einer entfernten Weide fährt, ist eine Weile mein Begleiter. Dann bin ich wieder allein in der weiten Landschaft, die mit ihren sanften Hügeln und runden Felsformationen sehr weiblich und irgendwie heimisch wirkt. Magisch auch. Mal sehe ich einen Delfinrücken, dann einen von einer Bulldogge bewachten Tempel. Auf einer eingezäunten Weide steht traurig eine Kuh neben ihrem toten Kälbchen, während daneben eine Kuh mit einem quicklebendigen, schneeweissen Kalb steht. Wieder einmal stehen Leben und Tod gleich nebeneinander.
Ein riesiger, flacher Felsen, der oben einen kleinen Krater hat, der aussieht als wäre er Landeplatz für Ausserirdische, wird zu meinem Landeplatz, wo ich nochmal eine Portion Früchte esse, meinen Zehen frische Luft und Spielraum verschaffe und die schweissnassen Socken trocknen lasse. Beim Weiterlaufen kommt irgendwann die Embalse de Alcantara in Sicht und damit auch die N630 auf Hör- und Sehdistanz. Doch noch führt der Weg oberhalb der Strasse durch die Felsen und ich freue mich schon, dass die Spanier in den letzten 2 Jahren einen neuen Weg angelegt haben. Doch zu früh. Der Weg führt abwärts und mündet in die Strasse. Ich setze mich erstmal auf den letzten Meilenstein. Da tauchen zuerst 2 Velopilger auf und dann auch noch Jordi in bester Laune. Er hat keine Angst vor der Strasse und sein Mut steckt auch mich an und so laufe ich in einigem Abstand hinter ihm her, während rechts von mir die Autos vorbeibrausen und ab und zu ein Lastwagen vorbeidonnert. Putter schmiegt sich dann jedesmal ganz eng an die Leitplanke und ich laufe etwas hinter ihm, damit er mich nicht über die Leitplanke schmeisst beim Ausweichen. Es geht über 2 lange Brücken (Rio Almonte und Rio Tajo), viele Kurven und lange, steigende Geraden. Bastante Carretera! Dann endlich taucht das geschlossene Hostal Miraltajo auf, wo wir aufatmend Rast machen. Jordi trinkt nur eine Cola und geht dann weiter, während ich mit Putter ausgiebig raste. Die ersten 20km liegen hinter uns, aber nochmal 14km vor uns.
Ich möchte nicht zu spät in Cañaveral ankommen und so laufen wir um 14.30 Uhr los mitten in die Mittagshitze, die die folgenden Kilometer einmal mehr zum Wüstentraining macht. Kein Schatten da. Aber wunderbare Aussicht in alle Richtungen. Irgendwann taucht in der Ferne wie an den Berghang geklatscht Cañaveral auf. Vorbei an weidenden Viehherden mit einem langen Blick in die Augen eines Fuchses, den wir wohl aus seiner schattigen Siesta in einem nahen Erdloch aufgeschreckt haben. Dann huscht er seinen buschigen Schwanz nachschweben lassend von dannen. Putter hechelt wie ein Weltmeister und so lassen wir uns nach gut einer Stunde nochmal im kühlen Schatten einer verfallenden Hütte nieder. Doch auch nach dieser Pause kommt Putter nicht aus dem Hecheln heraus und legt sich ab und zu einfach in den Schatten eines Busches. Dann warte ich ein Weilchen, bis er wieder weiter mag. So kommen wir mit Stop and Go langsam Cañaveral näher und die Häuser nehmen langsam Form an. Gleich am Dorfeingang ist ein wunderbarer Brunnen, wo wir uns erstmal erfrischen, ich gleich mit dem Kopf unter den Wasserhahn und für Putter eine Schale voll frisches Wasser, das er gierig trinkt. Dann steuere ich direkt auf's Hostal Malaga zu. Mal wieder ein eigenes Zimmer. Putter bekommt die Lagerhalle. In einer Bar erfahre ich, dass es Taxis gibt. Mal sehen, vielleicht gönne ich mir morgen zur Feier des Sonntags mal wieder eine Taxifahrt, denn die Kilometer von heute spüre ich im ganzen Körper und die kommende Etape wird nicht einfacher sein.