Sonntag, 10. Oktober 2004

Tag 24, Von El Cubo nach Zamora

Wegbeschreibung und Bilder

Irrtum Nr.1: Wir haben die Uhren umgestellt, weil uns jemand gesagt hat, dass dieses Wochenende die Umstellung Sommer- auf Winterzeit stattfindet. Und die Uhr in Cubo hat auch schon (oder immer noch) Winterzeit.
Irrtum Nr.2: Denke, die heutige Etappe sind nur 20km und freue mich auf einen leichten Wandertag.
Es ist bitterkalt und bläst immer noch heftig aus Südwest. Die Luft riecht nach Regen und Schnee. Zum ersten Mal ziehe ich über das Vlies auch noch die Windjacke an. Darin wird mir wieder etwas warm. Nachdem sich mein Körper ans Kühlen gewöhnt hat, muss er jetzt wieder auf Heizen umstellen. Meine Pilgergefährten ziehen Handschuhe und Halstücher aus ihren Rucksäcken. Denke, dass ich in Zamora noch etwas Wärmeres zum Anziehen kaufen muss. Lange Unterhosen oder Wollpulli oder so.
Wenigstens hat heute im ersten Dorf die Bar offen und ich wärme mich auf mit Speis und Trank. Meine Pilgerkumpels treffen auch ein und Jesús verdrückt gleich 2 riesige Bocadillos. Nachher laufen wir zusammen weiter und finden den gleichen Takt, er etwas schneller durch die gewaltige Energieladung, ich etwas langsamer. In Rekordzeit schaffen wir so die 20km nach Zamora. Kurz vor dem Ziel, als wir in Gedanken schon das Bier vor uns sehen und die heisse Dusche geniessen, schnuppert Putter intensiv in die Luft, macht dann kehrt und läuft sehr zielstrebig in die entgegengesetzte Richtung. Ich reagiere wieder mal zu langsam und denke, er kommt schon wieder. Doch Jesús erzählt was von Perra in Calor und rennt Putter hinterher. So laufe ich auch noch hinterdrein und rufe gegen den Wind an. Zum Glück gerät Putter irgendwie in ein eingezäuntes Gelände, wo er nicht mehr herausfindet und dort erwischen wir ihn. Jesús versteht nicht nur viel von Kultur und Geschichte, sondern auch von Hunden. Putter mag ihn auch, vielleicht weil er die Schäferhunde mit arabischen Flüchen verscheucht hat. Wieder mal was zum Staunen. Nach dieser Aktion treffen wir noch auf einen verirrten Pilger, der Richtung Süden will, und später, nach Tapas und einer Jarra, treffen wir auch wieder auf Jordi, diesmal nicht frischgeduscht und eingerichtet, sondern geschafft, weil er sich verirrt hat und einen Umweg über die N630 in Kauf nehmen musste.
Doch jetzt sitze ich gewärmt, entspannt und satt in einem angenehmen Einzelzimmer der Jugendherberge von Zamora. Putter liegt unten auf meiner Isoliermatte mit einem ganzen grillierten Huhn im Bauch. Und ich werde mich jetzt dann gleich in das wundervoll frisch bezogene Bett mit der guten Matratze legen und es geniessen, alle Glieder strecken zu können und nackt in frischen Leintüchern zu liegen. So geniessen, wie das nur jemand kann, der von Sevilla nach Zamora gelaufen ist. Wie "una tia para compujar huevos", wie mich Jesús gestern anerkennend genannt hat.