Samstag, 25. September 2004

Tag 9, Von Zafra nach Villafranca de los Barros

Wegbeschreibung und Bilder
Ich erwache früh. Putter ist auch schon wach und winselt in allen Tonarten, dass er raus will. Kann ihn kaum beruhigen und das stresst mich ein wenig. Möchte mich in Ruhe auf den ersten Schritt mit Blasenpflaster vorbereiten und meinen Körper erst wecken mit ein bisschen Gymnastik. Der Horrormoment kommt, ist da und geht vorbei und ich lebe noch und es ist gar nicht so schlimm wie gedacht. Um 7.30 Uhr pilgere ich wieder los. Schichtwechsel in der Stadt. Die Nachtschwärmer sind feuchtfröhlich und etwas müde auf dem Heimweg und die Frühaufsteher sind schon unterwegs. Wunderbarer Morgenspaziergang in erfrischender Luft direkt in die Bar von Casimiro Gordillo Roldan zum Cafe con Leche. Höre eine Weile dem Singsang aus der schönen Kirche zu. Dann weiter Richtung Villafranca. An jeder Gabelung steht schon jemand, der mir den Weg weist. Freunde mich mit meinen Schmerzen an, beobachte und untersuche sie und siehe da, sie vergehen auch wieder. Wie in Trance beschreite ich den roten Lehmweg und komme Schritt um Schritt vorwärts. Was ist ein Schritt? Was gehört dazu? Ich und die Welt! Alles Raum und Zeit. Der Weg ist wie das Leben. Immer wieder stosse ich auf diese Erkenntnis. Das Leben ist überall mit seinen Wundern. Und dazu gehört auch der Tod. Hinter dem Torre de San Francisco liegen 2 junge Kätzchen tot am Strassenrand. Entsorgt wie Müll. Überhaupt interessant, was so alles am Wegrand liegt. Zerrissene Pornohefte fallen mir besonders auf, schon beim Einmarsch nach Zafra und jetzt wieder beim Hinausgehen. Nach dem Wasserturm weist mir ein alter Mann den Weg nach links, während ich eher geradeaus weitergelaufen wäre. Ich folge ihm und siehe da, ich lande vor einer wunderschönen Albergue mit Klingel. Und auf mein Klingeln kommt eine Frau mit 2 Jungs zum Öffnen. Ein kleines Paradies tut sich auf. Ich bekomme frischen Orangensaft für 1.50 und verweile 2 Stunden mit Meditieren und Barfusslaufen im saftig grünen, vom Morgentau noch nassen Gras. Der reinste Balsam für meine Füsse. Verlockender Gedanke, hier zu übernachten. Doch bald fühle ich mich so erholt, dass es mich weiterzieht. Noch gut 1 Stunde nach Villafranca. Wir überqueren die Eisenbahn und unterqueren dann die neue Autobahn. Wenigstens ist es darunter schön kühl. Gegen 15 Uhr erreiche ich Villafranca mitten in der Siesta. Ein dicker, energischer Polizist stempelt mir freudig die Urkunde und sagt, wo man übernachten kann. Mit ein bisschen Fragen finden wir die Pension Los Amigos, wo wir gleich freundlich hereingebeten werden. Ein Junge freundet sich mit Putter an und ich komme zu einer wunderbaren Dusche. Bis 18 Uhr Siesta, dann Futtershopping. Putter ist ziemlich nervös und frisst kaum. Vielleicht zu müde und zuviele neue Eindrücke. Bei einem Bier beobachte ich wie das Samstag-Nachtleben erwacht. Im Hotel Diana esse ich für 10 Euro ein vorzügliches Menu inkl. Wein mit grilliertem Gemüse, Solomillo alla pimienta, von dem ich 2/3 Putter bringe und Arroz con Leche. Die Senora gibt mir noch Anweisungen zum Aufschliessen der Tür am nächsten Morgen. Dann verzieh ich mich mit Putter in unseren Verschlag, während draussen das Nachtleben tobt.