Dienstag, 21. September 2004

Tag 5, Von Almadén de la Plata nach El Real de la Jara

Wegbeschreibung und Bilder
Heute stehe ich schon bei Dunkelheit auf. Allerdings nicht so leise wie Inge und Lutz, die schon am Vorabend ihre Siebensachen für den Aufbruch zusammengepackt haben. Zum Frühstück esse ich die restlichen Feigen. Dann gehe ich los. Den Weg durch das Dorf habe ich schon gestern vorsorglich ausgekundschaftet. Wäre aber bei den hellen Strassenlaternen gar nicht nötig gewesen. Hinter der Stierkampfarena tauche ich dann in die Dunkelheit ein. Zum ersten Mal brauche ich die Taschenlampe und bin froh, dass mein Liebster sie mir aufgedrängt hat. Eine halbe Stunde finde ich den Weg und komme ohne grosses Stolpern voran. Dann erreiche ich ein Tor, das geschlossen ist und durch das ich gemäss meiner Beschreibung durch müsste. Ich beschliesse das Tageslicht und Xavier, der später auch hier durchkommen sollte, abzuwarten. Ich überbrücke die Zeit mit Trauben essen. Eine Schweineherde nähert sich. Putter bellt und hält sie auf Distanz. Dann sehe ich ein tanzendes Lichtkegelchen. Ich packe mir den Rucksack wieder auf den Buckel und gehe ihm entgegen. Es ist Xavier. Ich bin erleichtert trotz schwerem Rucksack. Er findet den nächsten Pfeil und wir passieren zusammen noch die Villa mit den agressiven Hunden. Dann zieht Xavier in grossen Schritten davon. Ich komme über viele Weiden mit Schaf-, Ziegen- und Schweineherden, werde ab und zu von Wachhunden angebellt und geniesse die Stille und das Alleinsein. Es geht auf und ab. Nach dem steilsten Aufstieg geniesse ich die grandiose Aussicht bei einer Pause, wo auch meine Füsse wieder mal ans Licht dürfen. Ich montiere die Compeed Blasenpflaster, die ich bei Inge gegen 2 Bananen eingetauscht habe. Gegen halb 12 Uhr erreiche ich El Real und begegne wieder Inge und Lutz. Ich beschliesse zu bleiben und quartiere mich bei Conchi ein. Ein weiser Entscheid. Denn beim Kaffee spüre ich plötzlich das Ziehen der Wilden Frau im Bauch. Inge und Lutz laufen um 14 Uhr weiter bis zur Ermita de San Isidro, von wo sie ein Taxi nach Monasterio nehmen wollen. Die Idee ist verlockend, es ihnen morgen gleich zu tun. Ich werde so richtig mit Planen konfrontiert. Und stelle fest, dass ein grosser Teil der Welt hier eingezäunt ist. Den Nachmittag verschlafe ich. Um 6 Uhr wage ich mich wieder raus, um Futter für Putter zu beschaffen. Die Hitze des Tages empfängt mich nach der angenehmen Kühle im Haus. Ich schleiche den schattigen Hauswänden entlang und entdecke erst jetzt richtig das Zentrum und die Kirche von El Real. Fazit des heutigen Tages: stolpern durch die Dunkelheit, auf Hilfe vertrauen, mich nicht von den Zielen anderer ablenken lassen.