Sonntag, 19. September 2004

Tag 3, Von Castilblanco zum Naturpark Sierra Norte

Wegbeschreibung und Bilder
Der Tag beginnt mit Essensbeschaffung. Gar nicht so einfach um 8 Uhr an einem Sonntagmorgen. Putter frisst sein Festmahl nicht. Und trinken mag er auch noch nicht. Wie kann ich ihm klarmachen, dass er noch Flüssigkeit brauchen wird? Wir kommen erst gegen 9.30 Uhr zum Dorf hinaus auf die Landstrasse, der es nun 15 km zu folgen gilt. Ich weiss noch nicht, wie das in der Hitze zu bewältigen sein wird. Nach ca. 7km beschliesse ich eine lange Pause zu machen. Ich schwitze zu stark und habe zu wenig Wasser dabei. Die Pause auszuhalten ist nicht einfach. Der Platz nicht ideal direkt neben der Strasse, doch wenigstens im Schatten unter einem ausladenden Eichenbaum. Ich esse einen Apfel und die Nüsse. Ich meditiere. Ich scheisse. Ein holländisches Paar, das mit den Fahrrädern von Torremolinos unterwegs ist, hält an und bietet mir ein bisschen Wasser an. Ich gebe es Putter. "Wenn ich die Last noch lange schleppe, werde ich zu Herkules oder breche zusammen." Druckstellen und Ansätze von Blasen zeigen sich an Füssen und Schultern. Wie werde ich das schaffen? Bis jetzt hatte ich noch keine Musse und Inspiration. Ich bin voll beschäftigt, meinen Rhythmus zu finden. Werde ich Hilfe suchen müssen? Ich denke kaum an Zukunft und Vergangenheit. Zu intensiv und fordernd ist im Moment die Gegenwart. Das Bewältigen dieser Aufgabe. Im Moment das Aushalten des Hierbleibens. So sehr es mich lockt, vorwärts zu gehen. Die Hitze und mein Körper und Putter sprechen dagegen. Gegen 17 Uhr packt es mich dann doch. Ich teste die Temperatur des Asphalts, über dem die Hitze immer noch flimmert, mit der Hand. Zu heiss für Putter's Pfoten? In voller Montur setze ich mich nochmal eine halbe Stunde auf die gerollte Matte. Dann geht es mit minimalem Wasservorrat los. Die Strasse ist noch schlimmer als erwartet. Nach einigen 100 Metern fängt ein frisch geteertes Stück an. Die Dämpfe des frischen Asphalts steigen mir in die Nase und lassen mich husten. Ich schaue sehnsüchtig jedem in unsere Richtung fahrenden Auto nach. Nur der Wind ist mit mir und begleitet mich mit kühlenden Stössen. Früher als erwartet sind wir bei Kilometer 10. Doch nun beginnt die Steigung. Wenigstens spendet die sinkende Abendsonne schon auf einer Strassenseite Schatten. Schritt für Schritt schaffen wir es. Zwischendurch legt sich Putter mal hin und ich teile ein bisschen Wasser mit ihm. Irgendwie schaffen wir es dann doch in den Naturpark, wo wir mit Stille und einsamer Natur belohnt werden. In der Casa Forestal treffe ich statt auf eine Frau auf 4 Männer, die ihren Uniformen nach zu schliessen für den Park arbeiten. Bei ihnen fülle ich unsere Wasserflaschen auf und lasse Putter ausgiebig trinken. Ich erkundige mich nach gefährlichen Tieren, da ich draussen schlafen will. Der Parkwächter sagt mir, was ich denke, dass hier der Mensch das gefährlichste Tier ist. Aber mit Putter kann mich das nicht schrecken. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen mit Aussicht über den Park. Bei Sonnenuntergang geniesse ich mein Schinken-Peperoni-Sandwich, von dem auch Putter was abkriegt. Ich richte mich für die Nacht ein. Stern um Stern erscheint, während der goldgelbe Sichelmond langsam untergeht. Das Röhren der brünstigen Hirsche begleitet mich in den Schlaf und durch die Nacht.