Wegbeschreibung und Bilder Teil 1
Wegbeschreibung und Bilder Teil 2
Am Morgen breche ich wieder früh auf, doch nicht so früh, dass es noch dunkel ist. Denke mir, zur Schonung meiner Füsse, locker in einer guten Stunde nach Calzadilla zu laufen undvon dort Taxi oder Bus nach Zafra zu nehmen. Doch wieder mal kommt es anders. Calzadilla schläft noch oder ist erst am Erwachen. Ich schaue dem Treiben auf der Plaza de España vor dem Ayuntamiento zu. Um 9 Uhr erscheint der Bürgermeister mit dickem Bauch und einer hübsch zurechtgemachten Putzfrau, die ich später nach dem Bus frage. Es gibt eine Haltestelle an der N630, die ich auch bald finde. In der Bar des Hostal Rodriguez frage ich nach den Abfahrtszeiten. In etwa 10 bis 15 Minuten. Stehe ins Bushäuschen, wo alsbald mehrere Frauen auftauchen. Ich frage sie nach dem Bus nach Zafra und ob Hunde erlaubt sind. Nein. Also Taxi organisieren. Wieder zurück zu dem unfreundlichen Barmann. Er gibt mir widerwillig das Telefonbuch. Es gibt kein Taxi hier. Ich spüre, dass ich hier nicht weiterkomme und versuche es nochmal im Dorf. In der Zwischenzeit hat sich der Himmel bedeckt. Ich werte dies als Zeichen, nach Zafra zu laufen. Und so kaufe ich noch ein paar Früchte und nehmen dann den Camino wieder unter die Füsse.
Wieder führt der Weg schattenlos zwischen Feldern entlang, deren Stoppeln teilweise abgebrannt wurden. Zum ersten Mal tauchen auch Rebfelder auf mit teilweise noch reifen Trauben dran. Etwa eine Stunde schützen mich die Wolken vor der Sonne, dann dreht der Wind und die Wolken wandern mit mir nach Norden und immer wieder und länger findet die Sonne Lücken in der Wolkendecke. In Puebla treffe ich völlig durchnässt von Schweiss und erschöpft, aber doch stolz ein. Frage 2 Mädchen am Strassenrand nach einer Fuente oder Piscina. Doch sie raten mir nur zur Bar an der Plaza de España. Dort lasse ich mich auf dem einzigen Stuhl draussen nieder. Wasser in Flaschen gibt es nicht und so bestelle ich ein Bier. Und entdecke, welche Wonne so ein Schluck Bier sein kann. Als Zugabe erhalte ich noch ein paar fritierte Fisch-Kartoffelbällchen. Putter erhält seinen Pott mit Wasser und geniesst den kühlen Steinboden. Das Bier macht mich schläfrig und ich würde mich gern zu Putter auf den Boden legen. So döse ich halt auf meinem Stuhl dahin, bis die grösste Hitze vorbei ist. Gegen 16 Uhr breche ich wieder auf. Und stosse prompt auf die Fuente. Sofort nochmal Schuhe und Socken runter und die Füsse ins kühle Nass. Dann auch noch den kurzgeschorenen Kopf untertauchen und ich bin wie neugeboren. Oft ist das, was ich wünsche, gleich um die Ecke. Der Spruch aus der Template Times fällt mir ein, gerade dann, wenn sich alles gegen einen verschworen hat und die Verzweiflung am grössten ist, nicht aufzugeben, denn dann ist man dem Wendepunkt zum Guten am nächsten. Nach einigem Suchen find ich dann auch wieder den Weg und die vertrauten gelben Pfeile geleiten mich zuverlässig mitten nach Zafra. Ich frage gleich im ersten Hotel nach einem Zimmer. Hätten sie für EUR 22, aber nur ohne Putter. So gehe ich weiter. Komme zu einem wunderschönen Platz mitten in der Stadt, der Plaza Grande. In einer Ecke befindet sich das Hotel Plaza Grande. Hier wäre schön zu wohnen. Also frage ich. Und nach einigen Rückfragen mit Chefs klappt es tatsächlich. Dank Putter erhalte ich sogar ein extra grosses Zimmer mit Patio. Putter kriegt sein Wasser und ich endlich die wohltuende Dusche. Dann mache ich Schadensinventar meiner Füsse. Es sieht nicht gut aus: blauer Zehennagel am linken grossen Zeh, Fünfliber grosse, offene Blase an der rechten Ferse, wohl meine Achillesferse. Kleine Blasen an der linken Ferse aussen, Blasen an beiden kleinen Zehen und an der rechten, grossen Zehe. Die ganzen Füsse sind geschwollen und schmerzen bei jedem Schritt auch barfuss. Überlege, ob ich so weiterlaufen kann. Von hier fährt auch der Zug zurück nach Huelva. Oder was sonst? Eine Weile hier bleiben und auskurieren? Was tun, wenn ich so früh schon wieder zurück bin? Kaufe erstmal Hundefutter und Pflaster und mache einen kleinen Rundgang. Die Stadt gefällt mir wunderbar. Klein-Sevilla. Schöne Glockentöne. Manchmal erklingt von den Glocken "Freude schöner Götterfunken". Esse im Hotel auf der Plaza Grande die obligate Gazpacho und eine Ensaladilla Rusa. Später entdecke ich die Frauen, die bei meiner Ankunft an der Reception standen, in der Küche. Wir winken uns zu. Dann mal alles überschlafen.